Synopsis:
Excerpt from Völkerpsychologie, Vol. 2: Eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythus und Sitte; Mythus und Religion, Zweiter Teil
Unter jenen beiden Seelenvorstellungen ist nun die der gebundenen Seele allem Anscheine nach wieder die ursprünglichere. Da das Fühlen, Vorstellen, Denken überall an bestimmte lebende Körper geknüpft ist, so ist damit die Auffassung des Seelischen als einer Eigenschaft des Körpers und seiner Organe so unmittelbar gegeben, daß es zur Bildung dieses Begriffs nicht im geringsten irgend einer Reflexion bedarf, sondern daß er als das unmittelbare Produkt jener einfachsten Wahrnehmungsassoziationen entstehen muß, vermöge deren konstant verbundene Elemente als Bestandteile eines Objektes auf gefaßt werden. Aus dieser allgemeinen Verbindung scheiden sich dann aber im Gefolge beschränkterer Assoziationen einzelne Vor stellungen' aus, die jenen Begriff der gebundenen Seele bereits mannigfach verändern können. Neben dem Körper uberhaupt wird ein einzelnes Organ als der Sitz einer psychischen Funktion un mittelbar empfunden. Der ungeteilten Körperseele tritt so eine mehr oder minder große Anzahl von Organseelen g'egenuber. Neben ihnen pflegt dann die frühere Vorstellung noch längere Zeit in unbe stimmtet Form fortzubestehen. Dabei tritt sie aber doch sichtlich um so mehr zurück, je bestimmter die Organseelen sich sondern und mit verschiedenen seelischen Funktionen betraut werden, während gleich zeitig der zweite Seelenbegriff, der der freien, selbständigen Seele, als zusammenfassender Ausdruck für die Gesamtheit der seelischen Vor gänge sich ausbildet, neben dem nun jene kollektive Einheit der Körperseele keinen Raum mehr findet.
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